On the road again, 3.3.- 8.3.2022




Es fühlt sich gut an, wieder mit dem eigenen Fahrzeug unterwegs zu sein. Ich habe vor, langsam Richtung Patagonia zu fahren und unterwegs ein paar Sehenswürdigkeiten anzuschauen.

Den Grossraum Phoenix habe ich Strassenbahn-sei-Dank relativ schnell hinter mir gelassen. Vor lauter Erleichterung darüber, begann ich erst spät, beinahe zu spät, mich nach einer Übernachtung umzuschauen. Weiter südlich beginnt ein Reservat, da sind weder Hotel noch Campingplätze zu finden. Im Internet kann ich eine Ranch mit Campingangebot ca. 30 km weiter östlich ausmachen. Dann mal los. Es war bereits dunkel, als ich eintraf. Zufällig war die umtriebige Carrie Schnepf, noch auf dem Gelände, die mir erklärte, dass ihre Ranch keine Zeltplätze habe, dass sie eine Sammlung alter, äusserst sorgfältig renovierter Wohnwagen vermiete, eigentlich nicht an Kurzaufenthalterinnen, aber sie könne mich wohl kaum wieder losschicken. Darin waren wir uns einig. Und so kam es, dass ich in einem goldenen 70er Jahre Wohnwagen nächtigte. Am nächsten Morgen realisierte ich erst, wie riesig dieser Erlebnisbauernhof ist: man konnte mit dem Zug eine Hofrundfahrt machen, verschiedene Läden waren aufgebaut Gelände, ein Café...ich hatte Mühe, die Ausfahrt zu finden.
Am Tag 2 ereilte mich Panne Nummer 2. Auf einer mit Abfall übersäten Naturstrasse begann am Hinterrad langsam die Luft zu entweichen. Ich vermochte die undichte Stelle nicht zu finden. Mit den Velowerkstätten ist es wie mit den Hotels: wenn man sie braucht,  sind keine vorhanden. Jemand gab mir den Tip, dass Walmart Velopneus und - schläuche verkaufen würde. So gab es doch noch eine Lösung. Tut es eigentlich immer. 

Den Gegenwind mit sturmartigen Böen bin ich versucht, als Panne Nummer 3 auf zu listen. Der nahm so bedenkliche Ausmasse an und wirbelte soviel Staub auf, dass die Sicht massiv beeinträchtigt wurde. Eine vorzeitige Übernachtungsmöglichkeit war nicht in Sicht (...) Also versuchen, weiterzufahren. Immerhin, der Wind blieb, aber der Staub wurde deutlich weniger, nachdem ich die Felder, die in Dorfnähe unbeirrt mit schweren Maschinen bearbeitet wurden, hinter mir gelassen habe.

Am Nachmittag traf ich völlig erledigt auf dem schön gelegenen und ausgebuchten Wüstencamping Gilbert Ray, Nähe Tucson ein. In der Regel findet sich stets ein Plätzchen für Wanderer oder Velofahrerinnen. Diesmal schien das nicht zu klappen. Dass ich dann doch noch bleiben konnte, war wohl weniger einer glücklichen Fügung, sondern meinem bemitleidenswerten Zustand zu verdanken. Den nächsten Tag habe ich im Arizona Desert Museum verbracht, langsam lerne ich die Gegend, in der ich mich befinde  besser kennen.

Von wegen Wetter: sie sind immer noch nicht vorbei, die kalten Nächte. Es geht ab und zu unter den Gefrierpunkt. Gott- sei- Dank ist auf die Sonne Verlass, die taut einen wieder auf.

Die letzte Etappe nach Patagonia war abwechslungsreich. Der Highway 62 war eine gut befahrbare Naturstrasse und führte durch einen Canyon. Zudem kreuzt er den Arizona Trail. Der Wanderweg ist mittlerweilen belebt und damit sind auch jene Leute aktiv, die als Trailangel unterwegs für Überraschungen, sog. Trailmagic sorgen. Trailangel Father Copper füllt täglich die Kühlboxen mit Getränken und Snacks nach. Beeindruckend.
Ich bin wieder im Sweetie- Honey- Dear Land. Jetzt, wo ich ab und zu im Restaurant esse, fällt mir dies vermehrt auf. Da kommt diese Anrede distanzlos und aufdringlich daher. Ich kann mich des Eindruckes nicht ganz erwehren, dass dies mit dem lieben Geld zu tun hat. Vor dem Zahlungsvorgang vergrössert sich der Wortschatz. Kürzlich hat mich jemand mit "Sweetheart" angesprochen und die Rechnung auf den Tisch gelegt. SWEETHEART! Soll ich nun das Trinkgeld streichen oder gar erhöhen?



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