Richtung Süden 17.- 20.1.22

Meine Velotour hätte eigentlich in Shoshone enden sollen. Das Velo hatte seinen Zweck erfüllt, wäre da nicht die sonntägliche Feuertaufe gewesen. Auf holpriger Naturstrasse bin ich aus dem Nationalpark D.V. gefahren. Es war überraschend kurzweilig und hat mir neue Dimensionen eröffnet. Nämlich, dass man mit Velo stunden-, ja tagelang durch dieses weite, verlassene Land radeln kann. Und: mein Vertrauen in mein " Hard Rock" Fahrrad ist deutlich gestiegen. Es bleibt- vorerst. 

Ich habe für diese Amerikareise einige geografischen Schwerpunkte im Hinterkopf, aber ohne fixen Zeitplan.  Nächstes Ziel ist Quartzsite AZ. Statt mit Bus nun halt auf Schleichwegen mit Velo. Kurz nach Tecopa werden die Zeichen der Zivilisation spärlicher und schliesslich geht der Strassenbelag zu Ende. 

Holprig gehts auf der Naturstrasse weiter. Der Spass will sich heute nicht einstellen. Irgendwann gestehe ich mir ein, dass heute nichts geht. Ich komme nicht vom Fleck. Dann halt langsam und falls notwendig, unterwegs campen. Ich habe alles dabei, etwas zusätzliches Wasser könnte nicht schaden.

Die Szenerie ist grossartig, die Landschaft ausserhalb des Nationalparkes hat sich wenig verändert: Joshua Trees  und Kakteen sind aufgetaucht und es gibt Anzeichen von Minentätigkeit. Ich fahre bzw. laufe im Kriechtempo durch die Kingston Range. 

Keine Menschenseele weit und breit. Erst

am Nachmittag taucht ein Truck mit drei gutgelaunten Minenarbeitern auf. Ich sei auf dem richtigen Weg und Wasser könne ich bei einer Viehtränke ein paar Meilen bergwärts finden. 

Kurz danach sei zudem ein Camp. Dann drücken sie mir noch eine Flasche Wasser in die Hand und weg sind. sie. Oh Wunder. An der Viehtränke war Wasser und das " Horse- Thief- Camp" ist ein wildromantischer, wenig genutzter Ort auf dem Weg nach Süden. 

Erstaunlich, wie die Dinge sich wie von selbst regeln.

Am nächsten Tag geht s deutlich flotter voran, die Strasse durch das Mojave National Preserve ist asphaltiert, spärlich befahren ist sie gleichwohl. Cima, als Ortschaft vermutet, ist ein weiterer verlassener Ort, einzige Auffälligkeit: ein pinkes öffentliches Telefon neben einem Holzhaus mit der US Fahne.

Ein paar Meilen weiter: Kelso. Dasselbe verlassene Bild eines an sich interessanten Ortes. Das Bahnhofgebäude der Pacific Railroad steht noch, leider ist das Besucherzentrum geschlossen.

Bei Erreichen der Interstate 40 kurze Verschnaufpause. Gegenüber fährt eine Autofahrerin eine Markierung um, was ein erstaunliches Loch in der Motorhaube hinterlässt. Wir fixieren die losen Teile, damit sie weiterfahren kann. Sie nimmt s gelassen, sie habe eine Versicherung. Beruhigt ihr hysterisches Hündchen, ruft mir ein " God bless you" und setzt ihren Weg fort.

Ich mag solche beiläufigen Begegnungen.

Später, in Cadiz, wollte ich nach Weg und Wasser fragen. Bevor ich überhaupt den Mund öffnen und auch nur die Chance gehabt habe, mich ungebührlich zu benehmen, wurde ich äusserst rüde vom Grundstück gejagt. Es war mehr verblüffend als erschreckend. Gehört gleichwohl zur obigen Kategorie.

Dann halt ohne zusätzliches Wasser, aber mit Vertrauen auf die nächste Naturstrasse. Einem Radfahrer, ordentlich mit Ortliebtaschen ausgestattet, kam des Weges und liess mich wissen, dass er mit 23 lt ( in Buchstaben: dreiundzwanzig) 100 km weiter südlich losgefahren sei. Da wurde mir schon etwas ' gschmuech'- ich hatte 4.5 lt dabei- aber nur vorübergehend. Wir wünschten uns eine gute Fahrt und er fügte noch völlig unnötigerweise hinzu " mit DIESEM Fahrrad.