Auf dem AZT, Roosevelt Lake- Superior. 30.01.- 02.02.22
Völlig unnötig lief ich zum Roosevelt Damm zurück, um dort meine Wanderung zu beginnen. Damit diese in meinem Kopf einen klaren Anfang hat. Alles andere ist offen. Ich hoffe, dass ich 2- 3 Wochen dem Weitwanderweg folgen kann.
Wie es wohl laufen wird? Ob es sich auf die Wanderung auswirkt, dass ich kein konkretes Ziel habe? Ob ich 10, 20 oder 30 km täglich laufen werde, spielt keine Rolle. Ob ich ausserhalb der Wandersaison noch andere Leute unterwegs haben wird?
Es ist ein zutiefst vertrautes und befreiendes Gefühl, den Rucksack zu spüren, mit allem, was es braucht für die nächsten Tage.
Der Start ist idyllisch, der Wanderweg schlängelt sich durch einen Kakteengarten; jede Menge faszinierender Saguaros stehen da.
Hände und Füsse nehmen ihren Rhythmus auf: es geht wie von selbst, wie in Trance. Bis ein aufgerissenen Forstweg, gefolgt von einem steinigen, rutschigen Weg, der Beschaulichkeit ein Ende setzt und das Gehen mühsam wird. Zum Abschluss des Tages geht s noch einen wunderschönen, rot- felsigen Canyon hoch, das tut den Füssen und der Stimmung gut.
Die Tage sind kurz und die nächste Wasserquelle 16 km entfernt, deshalb beschliesse ich schon früh, an einem idyllischen Plätzchen unter Pappeln an einem Bach gelegen, die erste Nacht zu verbringen.
Die Routine setzt ein: Schuhe wechseln, Zelt aufstellen, waschen, Wasser filtern und schliesslich kochen. Wenn immer möglich auf dem kleinen Holzkocher, sonst mit Gas (abhängig vom Vorhandensein einer Feuerstelle u. offiziellen Anweisungen. Bei hoher Waldbrandgefahr sind nur regulierbare Kocher erlaubt). Dann eines der üblichen Instantgerichte ( Nudeln, Couscous, Kartoffelstock, Suppen) Am ersten richtigen Wandertag gibt es, was der finnische PCT Hiker Tommii nie richtig aussprechen konnte: "Mäsched Potatoes from Idaho". Er mischte dann noch Instantnudeln darunter, um die Kalorienzahl zu erhöhen. Den Zweck mag es erfüllt haben, aber es sah wirklich sehr " mäsched" aus.
In der Zwischenzeit bin ich in Superior angekommen, nach vier Wandertagen in den Superstition Mountains. Wandertage in einer Landschaft, die aus der Ferne eintönig aussieht und aus der Nähe überraschend abwechslungsreich ist. Je nach Meereshöhe und Bodenbeschaffenheit ändert die Vegetation. Sogar Kiefern und Wacholdern bin ich begegnet, wenn auch mit niedrigem Wuchs. Wild habe ich bis auf ein paar Hasen und eine Weisswedelhirschkuh ( frei nach google) nichts gesehen. Wahrscheinlich bin ich zu laut mit dem Rucksack und den Stöcken.
Die Temperaturen sind in den letzten Tagen gefallen. Angenehmes Wanderwetter, weniger angenehm, um sich morgens aus dem Schlafsack zu schälen. Das innere Gespräch, das dem voraus geht, möchte ich hier nicht wiedergeben. Immerhin, es ist eine trockene Kälte, die mit Morgenkaffee bereits schon überwunden wird.
Superior AZ bedeutet einen kurzen Unterbruch der Wanderung: eine Nacht im Hotel, duschen, waschen, Büro, weil wifi, einkaufen für die kommenden Wandertage. Ein Spaziergang durch Superior, das sich im kleinen Zentrum originell herausgeputzt hat und mehr mexikanisch als amerikanisch wirkt.
Morgen geht' s weiter Richtung Oracle, ca. 160 km weiter südlich, ohne worldwide web. Melde mich dann aus dem warmen Süden wieder.
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