Oracle- Mt. Lemmon- Vail, 10.02.- 14.02.2022
Meine Wanderung wird sich verlängern. Nicht, weil ich am Freitag eine Abzweigung verpasst und unbekümmert einem beeindruckenden Canyon gefolgt bin. Ich staunte über das hohe Verkehrsaufkommen. Auf einmal begegneten mir die unterschiedlichsten Wanderer. Erst, als im Canyon unten eine unplanmässige Strasse auftauchte, griff ich zum GPS. Tatsächlich: ich war auf Abwege geraten." Drehen Sie womöglich um", hätte es wohl gesagt, wenn es sprechen würde, das Gerät.
Trotz Zusatzschlaufe erreichte ich am Freitagabend den angestrebten Campingplatz mit besonderem Namen " Gordon Hirabayashi". Im 2. Weltkrieg stand hier ein Lager, indem Kriegsdienstverweigerer, Zeugen Jehovas, Hopi Indianer, amerikanisch- japanische Doppelbürger (nach Pearl Harbour) interniert waren. Hirabayashi hatte die Rechtmässigkeit dieser Massnahme angefochten. Die Gebäude stehen nicht mehr, wohl hingegen der Catalina Highway, den sie erbaut haben. Mit Informationstafeln wird an die Geschichte erinnert.
Verlängern wird sich meine Wanderung, weil ich keine der heissbegehrten Bewilligungen für den Grand Canyon erhalten habe. Ich wäre gerne im März ein paar Tage im Canyon gewandert. Deshalb werde ich dem Arizona Trail bis an die mexikanische Grenze folgen. Dort sind die ersten *"Thru- Hiker" schon gestartet. Beim Abstieg von den Mica Mountains kamen mir zwei gutgelaunte junge Leute entgegen: Blis(ter) und Boxer mit Trailnamen. Es ist Kult, den Weitwandern andere Namen zu verpassen, um sich von der alltäglichen Identität abzugrenzen. Blis heisst wegen der vielen Blasen so und Boxer wandert in Boxershorts. Über die Originalität dieser Namensgebung trennen sich die Geister.
Die letzten Wandertage waren eine Berg- und Talfahrt. Nach Oracle ging s bergwärts, zum südlichsten Skiort der USA: Mt. Lemmon/ Summerhaven. Der Ort rühmt sich, dass der Skilift alljährlich für ein paar Tage in Betrieb ist. Nach Wintersport sieht es derzeit nicht aus, Schnee liegt spärlich und nur auf der Schattenseite. In den nachfolgenden Mica Mountains lag deutlich mehr: ab 1800 m waren hartgefrorene Schneefelder zu durchqueren. Kontrastprogramm: innerhalb von ein paar Kilometern der Wechsel vom Kiefernwald zum Kakteenland.
Was für ein wechselhafter Tag. Oben auf dem Berg machte ich bei der winterdichten Hütte Mittagspause. Das Wetter bilderbuchmässig: Frühlingswetter unter sonnenbeschienenen Kiefern.Soll ich noch anfügen: unter duftenden Tannennadeln? Und unten am Berg nach langem Abstieg: rauchende Knie bei sinkendem Stimmungsbarometer. Und zu allem Übel war zum Abschluss des Tages noch ein riesiger Umweg um privates Land angesagt. Nichts von Wandertrance gestern Abend, aber- sie wird sich wieder einstellen- ich habe ja Zeit bis Mexiko.
* Thru Hiker werden jene genannt, die einen Weitwanderweg in einem Stück durchwandern. Die sind zuoberst in der Hierarchie. Danach folgen die Section Hiker, die einen Abschnitt laufen (das mache ich gerade) und zu unterst sind die Dayhiker, die Tagesausflügler. So hat alles seine mehr oder weniger sinnvolle Ordnung.
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