Tortilla Flat- Roosevelt Lake, 29.01.2022
Tortilla Flat also. Sallie hatte ihr Unverständnis darüber schon schriftlich kundgetan, lag es doch 40km vom Arizona Trail entfernt. Einen Wanderweg über die Berge, trieb sie mir energisch aus, mit hochgezogenen Augenbrauen und prüfendem Blick über die zierliche Sonnenbrille. Dass ich bei dem Ortsnamen Pferdegewieher höre und Charles Bronson' s unbewegtes Gesicht sehe, wagte ich gar nicht erst zu sagen. Trailangel Sallie ist 'ne Wucht: klar, kompetent, mit einem wohldosierten Lächeln, grosszügig und mit einem Sinn für trockenen Humor, den es zu entdecken galt.
Pferde waren keine zu finden in Tortilla Flat, immerhin Pferdesättel, die auf die Barhocker montiert waren. Ein hübsches Ausflugsziel mit Grillrestaurant und einer Liveband, welche die passende Musik dazu lieferte. Als die Ansagen länger und schlüpfriger wurden, stand Sallie auf: "Wenn die Witze beginnen, bin ich weg".
Die Verbindung zum Roosevelt Lake ist ebenso klangvoll: Apache Trail (88). Ein Teil der Strasse ist seit 2019 gesperrt. Nach Waldbränden hat eine Jahrhundertflut die Strasse für Fahrzeuge unpassierbar gemacht. Wandern geht alleweil. Unterwegs treffe ich auf Jäger, die mich darüber aufklären, was für Wild in der Gegend gibt. Und dass die Jagdsaison am Montag zu Ende sei. Beruhigend.
Die Sonne war bereits verschwunden und kein Platz zum campen war mir idyllisch genug, da hielt ein Rancher und fragte mich altmodisch- höflich, ob Madame eine Mitfahrgelegenheit wünsche. Madame bejahte. Dann möge sie doch bitte einsteigen.
Ty hatte nach seiner Rinderherde geschaut, seine beiden Hirtenhunde fläzten auf dem Rücksitz. Es sei viel rentabler, Rinder in dieser Gegend zu halten. Es brauche zwar mehr Land, aber man müsse nie Futter zukaufen. Die Futterproduktion (Heu) auf den bewässerten Flächen um Phoenix sei enorm teuer geworden, weil sie vom Wasserpreis abhänge.
Kaum in Roosevelt Lake angekommen, stürzte eine Frau auf mich zu und erklärte mir, wo Wanderer ihr Zelt aufschlagen können. Ich könne aber auch im Zelt übernachten, dass sie als provisorisches Gästezimmer nutze. Öffentliche Toiletten seien in der Nähe. Zeigte mir das Schlafgemach und weg war sie. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Ich weiss bis heute nicht, in wessen Gästezimmer ich übernachtet habe. Ich habe die Frau, die mir aufgeregt all' die Informationen gegeben hat, weder später am Abend im einzigen Restaurant noch am nächsten Tag wiedergesehen. Danke.
So ein schöner Tag.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen