Vail- Patagonia, 15.- 19.02.2022

Man gewöhnt sich unheimlich schnell ans schönwettercampen. Auch die kalten Nächte sind erträglich, wenn am nächsten Tag die Sonne zuverlässig wieder aufgeht und einen aufwärmt. Ausser heute, Regen war angesagt. Ich wollte trotzdem los. Da Vail über kein Hotel verfügt, hatte ich meinen wanderfreien Tag auf einem Campingplatz verbracht, der sich als eine Art Alterssiedlung entpuppte. 
Da leben ausschliesslich "Snowbirds" aus dem Norden, sogar von Kanada waren welche da. Fest installierte Mobilhomes oder riesige Wohnmobile oder Auflieger dienen als ihre Winterquartiere. Man kennt sich und gestaltet den Winter aktiv. Im Gemeinschaftsraum wird ausgeschrieben, was wo stattfindet. Eine irgendwie vertraute Welt und doch ganz anders. Bei meiner Anreise war Valentinstag. Die Gehhilfen waren beim Eingang des Gemeinschaftsraumes parkiert. Man hatte eine Liveband organisiert; Oldies spielen Oldies für Oldies. Mir war's recht. Am nächsten Morgen standen Kaffee und Donuts auf dem Programm. Jemand sammelte mittels Lotterie Geld für einen guten Zweck und vorne hingen einige Quilts, dessen Grund ich aber nicht mitbekommen habe. Da ist einiges los. Der nächste Tag sah Nähen vor, da war ich leider verhindert. Ich war bereits am Gabe Zimmerman Trailhead* und kämpfte mit meinem superleichten Regenschutz, den ich noch nie ausprobiert hatte. Der war eigentlich nur pro forma mit dabei. Bis ich den korrekt über Rucksack und mich gestülpt hatte, schien die Sonne wieder. Es war filmreif.
Die nächsten Tage ging es sanft auf und ab durch Grasland und Washes. Ich mag den Anblick dieses trockenen gelb- goldenen Grases, unterbrochen von niedrigen Büschen und Bäumen. Allmählich ging's wieder bergwärts. Ein Panorama eröffnete sich, welches auf kein Foto passt. 
Es macht sichtbar, weshalb in Arizona und im mexikanischen Sonora die Berge als "Sky Islands" bezeichnet werden. Die Gebirge ragen wie Inseln aus dem Wüstenmeer auf, ein eigentlicher Flickenteppich über den Staat zerstreut. Diese "Inseln" sind hochinteressant, da sie nebst verschiedenen Vegetationszonen einmalige Lebensbedingungen für Flora und Fauna entwickelt haben, die intensiv beforscht werden. Das bedaure ich zuweilen, dass der AZT selten an Besucherzentren vorbeiführt, wo man einiges über die Gegend, die man durchwandert, lernen könnte.
Jetzt ist es definitiv soweit: auf dem Arizona Trail ist mehr los. Es begegnen mir ab und zu angehende Thru- Hiker, die den ganzen Staat Richtung Norden, ca. 1'200km durchqueren wollen. Gestern Abend begegnete ich Jeff. Es war sein 5.Tag auf dem Weg und er wirkte gestresst. Er müsse zu einem bestimmten Datum am Roosevelt Lake (liegt 450 km nördlich) sein, er sei zu einer "Bachelor Party" eingeladen, deshalb müsse er 20 Meilen/ Tag "machen". Die Jungen gehen los wie die Feuerwehr. Nicht so Path, eine währschafte Siebzigjährige, aber mit jungen Knien (4,5 bzw. 6,5 jährig), wie sie betont. Vor zwei Jahren habe Corona sie gestopt, das sei ihr 2. Versuch. Sie habe sich nicht vorbereiten können, deshalb schaffe sie derzeit nur 12 Meilen. Sieben Mal sei sie schon überholt worden. Sieben Mal!Es beschäftigt sie. Vorbereitet hat sie sich hingegen kulinarisch; sie weicht ihr getrocknetes Gemüse in Wasser ein, damit es rechtzeitig zum Lunch geniessbar ist. Sie lässt sich jeweils vorbereitete " Frässpäckli" in die Ortschaften, an denen sie vorbeikommt, schicken. Sie lebt definitiv gesünder als ich.
* Gabe Zimmermann war Sprecher der Kongressabgeordneten Gabrielle Giffords aus Arizona. Am 8. Januar 2011 wurde bei einer öffentlichen Veranstaltung in der Nähe von Tucson ein Attentat auf sie verübt. 13 Menschen wurden verletzt, 6 fanden den Tod, unter ihnen Gabe Zimmerman

**Kommentare: das scheint nicht zu funktionieren, bzw. nur ab und zu. Grund ist nicht ersichtlich: deshalb, falls etwas unbeantwortet geblieben ist: es ist nicht angekommen.





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