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Es werden Posts vom Februar, 2022 angezeigt.

Patagonia, 20.02.- 25.02.2022, Kurzes Update

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PATAGONIA, Arizona. Ich freute mich auf diesen kleinen, überschaubaren Ort, der zudem direkt am Weg liegt. Und- um es vorweg zu nehmen- Patagonia ist noch besser als sein guter Ruf. Und ich war reif für etwas Geselligkeit.  Auf der Zielgeraden kamen mir Beth und Kathleen entgegen. Beth scheint etwas vergesslich und schwerhörig. Kathleen begleitet sie ab und zu auf einen Spaziergang. Kathleen spricht mich an und lädt mich innerhalb von Minuten ein, in ihrem Haus, welches sie vor zwei Monaten gekauft hat, zu übernachten. Ich könne bleiben, so lange ich wolle. Sie müsse allerdings weg, zeigt mir das Haus und verabschiedete sich. Das war Samstag. Seither schiebe ich meinen Aufbruch hinaus. Ich fühle mich ausserordentlich wohl hier und suhle mich richtiggehend im Dorfleben.  Mexiko ist spürbar nah. Eine halbe Autostunde, drei Wandertage (80km) für mich. Ob ich die noch gehen werde? Eigentlich habe ich das vor. Alles andere wäre irgendwie ungewohnt, ja irritierend, weil ...

Vail- Patagonia, 15.- 19.02.2022

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Man gewöhnt sich unheimlich schnell ans schönwettercampen. Auch die kalten Nächte sind erträglich, wenn am nächsten Tag die Sonne zuverlässig wieder aufgeht und einen aufwärmt. Ausser heute, Regen war angesagt. Ich wollte trotzdem los. Da Vail über kein Hotel verfügt, hatte ich meinen wanderfreien Tag auf einem Campingplatz verbracht, der sich als eine Art Alterssiedlung entpuppte.  Da leben ausschliesslich "Snowbirds" aus dem Norden, sogar von Kanada waren welche da. Fest installierte Mobilhomes oder riesige Wohnmobile oder Auflieger dienen als ihre Winterquartiere. Man kennt sich und gestaltet den Winter aktiv. Im Gemeinschaftsraum wird ausgeschrieben, was wo stattfindet. Eine irgendwie vertraute Welt und doch ganz anders. Bei meiner Anreise war Valentinstag. Die Gehhilfen waren beim Eingang des Gemeinschaftsraumes parkiert. Man hatte eine Liveband organisiert; Oldies spielen Oldies für Oldies. Mir war's recht. Am nächsten Morgen standen Kaffee und Donuts au...

Oracle- Mt. Lemmon- Vail, 10.02.- 14.02.2022

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Meine Wanderung wird sich verlängern. Nicht, weil ich am Freitag eine Abzweigung verpasst und unbekümmert einem beeindruckenden Canyon gefolgt bin. Ich staunte über das hohe Verkehrsaufkommen. Auf einmal begegneten mir die unterschiedlichsten Wanderer. Erst, als im Canyon unten eine unplanmässige Strasse auftauchte, griff ich zum GPS. Tatsächlich: ich war auf Abwege geraten." Drehen Sie womöglich um", hätte es wohl gesagt, wenn es sprechen würde, das Gerät. Trotz Zusatzschlaufe erreichte ich am Freitagabend den angestrebten Campingplatz mit besonderem Namen " Gordon Hirabayashi". Im 2. Weltkrieg stand hier ein Lager, indem Kriegsdienstverweigerer, Zeugen Jehovas, Hopi Indianer, amerikanisch- japanische Doppelbürger (nach Pearl Harbour) interniert waren. Hirabayashi hatte die Rechtmässigkeit dieser Massnahme angefochten. Die Gebäude stehen nicht mehr, wohl hingegen der Catalina Highway, den sie erbaut haben. Mit Informationstafeln wird an die Geschichte e...

Superior- Oracle 08.02.22 (2)

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Morgen Dienstag werde ich Oracle erreichen, die Strassenlichter sind von meinem Zeltplatz aus gut zu sehen.  Ein landschaftlich schöner Wandertag liegt hinter mir. Die letzten Stunden bin ich einem Höhenweg gefolgt; die Sicht hat sich gegen Westen und Osten und schliesslich gegen Süden geöffnet. Der Mount Lemmon rückt näher, die nächste Etappe führt über dieses Gebirge. Zwar liegt etwas Schnee da oben, aber Sky hatte mir versichert, dass der Wanderweg begehbar sei. Die längste Etappe ohne Zwischenstop in einer Ortschaft geht langsam zu Ende. Noch zeigt dies keine sonderliche Wirkung; keine aufdringlichen Gelüste, die sich melden. Die vordringlichsten Anliegen sind die Generalreinigung von Kleider und mir. Es ist eindrücklich, wie- trotz aller Bemühungen- schmutzig alles wird. Zudem hat meine Ausrüstung einen neuen Makel: am Montagmorgen fand ich meine Wanderstöcke mit abgenagten Schlaufen vor. Seltsam, der Proviantsack lag eine dünne Zeltwand daneben und blieb unangetas...

Superior- Oracle, 02.02.22 (1)

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Wasser ist rar geworden auf dieser Etappe. Der Bergbonus ist aufgebraucht. In den Superstitions traf ich auf mehr Wasser, als das GPS angekündigt hatte. Hier unten ist es umgekehrt. Die erste Wasserstelle, die ich anpeilte, war versiegt, die zweite habe ich nicht gefunden und zur dritten schaffte ich es erst am nächsten Tag. Ich habe mich überschätzt, was die Tagesdistanz betrifft. Auf dem Pacific Crest Trail waren 20 Meilen (32km) täglich eine leicht zu bewältigende Distanz. Allerdings waren die Tage länger  das Gelände anders und ich ein paar Jahre jünger. Ich hatte eine Regentonne erwartet, traf auf ein kleines, solides Gebäude, welches Regenwasser auffängt und man sich am Wasserhahn bequem bedienen kann. Die tägliche Strecke beschäftigen auch Granny und Sky, die ich im Gila Tal traf. Sie sind Richtung Norden unterwegs. Er hat lange Jahre gegen eine Krebserkrankung gekämpft. Seit wenigen Monaten wagt er zu glauben, dass er diese überleben könnte und ist dabei, sich w...

Auf dem AZT, Roosevelt Lake- Superior. 30.01.- 02.02.22

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Völlig unnötig lief ich zum Roosevelt Damm zurück, um dort meine Wanderung zu beginnen. Damit diese in meinem Kopf einen klaren Anfang hat. Alles andere ist offen. Ich hoffe, dass ich 2- 3 Wochen dem Weitwanderweg folgen kann. Wie es wohl laufen wird? Ob es sich auf die Wanderung auswirkt, dass ich kein konkretes Ziel habe? Ob ich 10, 20 oder 30 km täglich laufen werde, spielt keine Rolle. Ob ich ausserhalb der Wandersaison noch andere Leute unterwegs haben wird? Es ist ein zutiefst vertrautes und befreiendes Gefühl, den Rucksack zu spüren, mit allem, was es braucht für die nächsten Tage.  Der Start ist idyllisch, der Wanderweg schlängelt sich durch einen Kakteengarten; jede Menge faszinierender Saguaros stehen da.  Hände und Füsse nehmen ihren Rhythmus auf: es geht wie von selbst, wie in Trance.  Bis ein aufgerissenen Forstweg, gefolgt von einem steinigen, rutschigen Weg, der Beschaulichkeit ein Ende setzt und das Gehen mühsam wird. Zum Abschluss des Tages ge...

Tortilla Flat- Roosevelt Lake, 29.01.2022

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Tortilla Flat also. Sallie hatte ihr Unverständnis darüber schon schriftlich kundgetan, lag es doch 40km vom Arizona Trail entfernt. Einen Wanderweg über die Berge, trieb sie mir energisch aus, mit hochgezogenen Augenbrauen und prüfendem Blick über die zierliche Sonnenbrille. Dass ich bei dem Ortsnamen Pferdegewieher höre und Charles Bronson' s unbewegtes Gesicht sehe, wagte ich gar nicht erst zu sagen. Trailangel Sallie ist 'ne Wucht: klar, kompetent, mit einem wohldosierten Lächeln, grosszügig und mit einem Sinn für trockenen Humor, den es zu entdecken galt.  Pferde waren keine zu finden in Tortilla Flat, immerhin Pferdesättel, die auf die Barhocker montiert waren. Ein hübsches Ausflugsziel mit Grillrestaurant und einer Liveband, welche die passende Musik dazu lieferte. Als die Ansagen länger und schlüpfriger wurden, stand Sallie auf: "Wenn die Witze beginnen, bin ich weg".    Die Verbindung zum Roosevelt Lake ist ebenso klangvoll: Apache Tra...